Mauser bei Papageien und anderen Vögeln

Mauser Sperlingspapageien

Gerade saubergemacht, schon ist der Boden wieder voller Federn. Das kennt jeder Papageienhalter… Aber was ist eigentlich diese ominöse Mauser, die Papageien dazu bringt, sich von ihren Federn zu verabschieden? Wie lange dauert die Mauser bei Papageien? Wie kann man Papageien während der Mauser unterstützen? In diesem Artikel möchte ich all diesen Fragen auf den Grund gehen und es gibt außerdem noch ein paar interessante Infos zu den verschiedenen Mauserarten und zu (Papageien-)Federn!

Was versteht man unter „Mauser“?

Die Mauser bei Papageien und anderen Vögeln ist die Zeit, in der die alten Federn ausfallen, damit neue nachwachsen können. Das ist notwendig, da Federn mit der Zeit verschleißen und Vögel zum Fliegen ein intaktes Federnkleid brauchen.

Das Wort Mauser leitet sich übrigens von lat. mutare ab, was wechseln, tauschen bedeutet.

Die verschiedenen Mauserarten

Je nach Vogelart, Alter, Jahreszeit und Gesundheitszustand gibt es verschiedene Mauserarten. Alle Mauserarten haben aber gemeinsam, dass sie hormonell gesteuert werden und die Produktion der Hormone wiederum von äußeren Einflüssen (Temperatur, Tageslichtlänge, Nahrungsangebot etc.) abhängen.

Grundsätzlich wird zwischen einer Voll- bzw. Komplettmauser und einer Teilmauser unterschieden. Bei der Vollmauser wird das komplette Federkleid gewechselt und bei der Teilmauser – wie der Name schon vermuten lässt – nur ein Teil des Gefieders.

Permanentmauser

Diese Mauserart ist typisch für Papageien. Es werden hierbei gesamte Jahr über einzelne Konturfedern und Daunenfedern erneuert und aus diesem Grund finden Papageienhalter mal mehr, mal weniger Federn auf dem Boden. Bis das komplette Federkleid ausgetauscht ist, kann es deshalb Jahre dauern. Aus diesem Grund sind Papageien auch ständig mit der Gefiederpflege bei sich und ihrem Partner beschäftigt, um unter anderem auch die Hülsen von den neuen Federn zu entfernen.

Jungmauser bzw. Jugendmauser

Bei der sogenannten Jungmauser tauchen Jungvögel ihr Junggefieder gegen das Erwachsengefieder aus. Bei Wellensittichen kann man z.B. anhand der Wellenzeichnung am Kopf sehr schön erkennen, ob es sich um ein Jungvogel oder einen älteren Vogel handelt. Während die Wellenzeichnung von jungen Wellensittichen nämlich bis zur Stirn reicht, beginnt sie bei älteren Tieren meist erst am Hinterkopf.

Die Jungmauser bei Sperlingspapageien

Die Jungmauser bzw. Jugendmauser beginnt bei Sperlingspapageien mit ca. 5 Monaten (bei manchen auch schon mit 4 oder erst mit 10 Monaten) und dauert meist so ca. 2 Monate. Natürlich kann sie auch früher oder später beginnen und länger oder kürzer dauern. Das ist von Vogel zu Vogel individuell. Sperlingspapageien tauschen in der Jungmauser ihr etwas helleres Junggefieder gegen das dunklere und etwas farbintensivere Erwachsenengefieder aus.

Stockmauser

Von einer Stockmauser spricht man, wenn die Mauser ins Stocken geraten und das Gefieder nicht zu Ende entwickelt ist. Das äußert sich beispielsweise dadurch, dass die neuen Federn sehr lange in der Federscheide bleiben, also der Hülle, die neue Federn schützt oder das Gefieder allgemein sehr stumpf ist. Auch wenn es sich um eine Mauserstörung handelt, ist das Allgemeinbefinden während einer Stockmauser nicht beeinträchtigt.

Ursache für eine Stockmauser kann ein Vitamin- und Mineralstoffmangel sein, der durch eine Ernährungsumstellung oder durch die Gabe von Nahrungsergänzungsmittel behoben werden kann. Weitere mögliche Ursachen sind starke Temperaturschwankungen, wechselnde Tageslichtlängen, bei denen die Tages- und Jahreszeiten nicht berücksichtigt werden oder auch ein Umsetzen des Vogels oder starke Veränderungen der Umgebung während der Mauser, was zusätzlich für Stress sorgt. Auch organische Erkrankungen können eine Stockmauser verursachen.

Damit die Ursache herausgefunden und dem Vogel geholfen werden kann, sollte das Tier unbedingt einem Facharzt für Vögel vorgestellt werden.

Schockmauser bzw. Schreckmauser

Verliert ein Vogel schlagartig eine große Menge Federn, dann handelt es sich um eine Schreck- bzw. Schockmauser. Die Schockmauser ist wahrscheinlich ein Schutzreflex und wird bei der Flucht vor einem Angreifer eingesetzt, der dann nur noch die Federreste zurückbehält. Wahrscheinlich wird diese Mauserart durch Stress(hormone) ausgelöst, z.B. beim Fangen.

Französische Mauser

Bei dieser Mauserart verlieren Vögel symmetrisch ihre gesamtes Großgefieder, also die Schwanz- und Flügelfedern. Meist stecken dahinter Krankheiten wie Polyomavirusinfektionen oder die Feder- und Schnabelkrankheit (Psittacine Beak and Feather Disease), kurz PBFD.

Sollte ein Papagei also auf einmal sehr viele Federn verlieren, dann sollte unbedingt von einem Facharzt für Vögel, damit dieser anhand verschiedener Tests herausfinden kann, was mit deinem Papagei los ist.

Pränuptialmauser

Die Pränuptialmauser ist eine Vollmauser und findet in Europa bei vielen Singvögeln vor der Brutzeit im Winterquartier statt. Vor allem die Männchen wechseln dann ihr Gefieder, um pünktlich zur Brutzeit mit ihrem Prachtgefieder aufwarten zu können.

Postnuptialmauser

Analog zur Pränuptialmauser findet die Postnuptialmauser nach der Brutzeit statt und vor allem die Männchen wechseln bei dieser Vollmauser wieder zum unauffälligerem Schlichtkleid.

Ein Beispiel für eine Prä- und Postnuptialmauser ist der Erpel, der während der Brutzeit ein auffälliges Prachtkleid mit grün schimmernden Kopfgefieder trägt und nach der Brutzeit wieder zum Schlichtkleid wechselt, das dem der weiblichen Ente ähnelt und mit dem er wieder besser getarnt ist.

Wie lange dauert die Mauser bei Papageien?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, da Papageien eigentlich, wie bereits oben beschrieben, permanent mal mehr und mal weniger mausern. Trotzdem gibt es auch immer mal wieder Phasen, in denen Papageien besonders viele Federn auf einmal verlieren und dann auch etwas zerzaust aussehen können. Das ist aber vollkommen normal und kein Grund zur Sorge. Im Normalfall sollen Papageien aber keine Löcher im Gefieder haben oder gar flugunfähig sein – das wäre in der freien Natur nämlich eine Katastrophe!

Sollte das bei einem Papagei trotzdem der Fall sein, dann sollte man schnell einen Facharzt für Vögel aufsuchen, damit dieser herausfinden kann, was mit dem Papagei los ist. Die Ursachen können von Krankheiten bis hin zu übermäßiger Gefiederpflege (auch durch den Partner!) reichen, deshalb sollte sich auf jeden Fall ein Experte das Tier ansehen.

Bis eine kurze Daunen- oder Deckfeder nachgewachsen ist dauert es ca. drei Wochen, bis Schwung- und Schwanzfedern bei Sperlingspapageien nachgewachsen sind vergehen ca. vier bis acht Wochen.

Wie kann man Papageien während der Mauser unterstützen?

Während intensiveren Mauserphasen sind Papageien etwas ruhiger und müder als sonst, da die Neubildung der Federn viel Kraft kostet. Intensive Mauserphasen finden daher außerhalb der Fortpflanzungszeit statt, da diese ebenfalls sehr kräftezehrend ist. Weil die Mauser so anstrengend ist, ist es umso wichtiger, Papageien in dieser Phase zu unterstützen.

Dies kann z.B. durch vitamin- und mineralstoffreiches Futter geschehen. Sehr beliebt ist in dieser Zeit Gurke. Aber auch Nahrungsergänzungsmittel können nach Rücksprache mit dem Tierarzt zur Unterstützung verabreicht werden. Wichtig ist außerdem, dass vor allem in intensiven Mauserphasen Stress für den Vogel vermieden wird, damit es nicht zu einer Stockmauser kommt.

Damit deutlich wird, wie anstrengend die Neubildung von Federn ist, gehe ich im nächsten Abschnitt auf die Entwicklung der Vogelfeder ein und anschließend noch auf die beiden Federarten, aus denen ein Vogelgefieder besteht.

Die Entwicklung der Vogelfedern

Grundlage für die Federn sind die Federfollikel bzw. Federanlage. Das ist der Ort in der Haut, aus dem die Feder wächst. Damit eine Feder entstehen kann, muss zunächst der Federkiel der alten Feder abgestoßen oder ausgerissen werden. Damit das geschieht, muss der Federfollikel intakt sein. Ist dies der Fall, wird eine neue Feder gebildet. Die Feder entwickelt sich zunächst als Zylinder in der anfänglich noch geschlossenen Federscheide (so heißt der schützender Mantel um die Feder), während diese millimeterweise aus der Haut geschoben wird. Da die Federscheide sehr stark durchblutet ist, um die wachsende Feder mit Nährstoffen zu versorgen, wird sie in diesem Stadium auch Blutkiel genannt.

Blutkiele sind berüchtigt unter Vogelhaltern, da es nämlich manchmal während dieser Phase passiert, dass Vögel z.B. unglücklich hängenbleiben oder sich stoßen und dabei den Blutkiel beschädigen. Der blutet dann sehr stark. Diese Blutung muss so schnell wie möglich gestoppt werden, da der Vogel sonst verbluten kann. Bei einem intakten Federkleid passiert es zum Glück nur sehr selten, dass der Blutkiel beschädigt wird, da dieser relativ weich und biegsam ist und normalerweise von den umliegenden Federn geschützt wird. Sobald das Federwachstum abgeschlossen ist, tritt bei Verletzungen der Feder auch kein Blut mehr aus.

Wenn eine Feder dann während der Mauser ausgetauscht wird, dann wächst die neue Feder kurz darauf aus dem gleichen Federfollikel raus, aus dem die alte Feder rausgefallen ist.

Die verschiedenen Federarten

Federn bestehen aus Keratin. Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Federnarten unterscheiden: Konturfedern und Unterfedern.

Konturfedern

Schematischer Bau der Konturfeder: 1 Schaft, 2 Spule, 3 Fahne (3b Außen-, 3a Innenfahne), 4 Nebenfeder, 5 oberer Nabel, 6 unterer Nabel, 7 Federast, 8 Bogenstrahl, 9 Hakenstrahl
by Uwe Gille, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die Konturfedern bilden das äußerlich sichtbare Vogelkleid und dienen dem Schutz. Es kann hier unterscheiden werden zwischen Körperfedern, die den Rumpf bedecken, Schwungfedern am Flügel, die wiederum in Handschwingen und Armschwingen unterteilt sind, Steuerfedern am Schwanz und Deckfedern, also die restlichen Federn an Flügel und Schwanz. Die kleinen Körperfedern und Deckfedern bilden das Kleingefieder und die längeren Schwung- und Steuerfedern das Großgefieder.

Konturfedern bestehen aus einem langen und festen Federkiel, der breiten Innenfahne und der schmalen Außenfahne. Die Konturfedern sind so angeordnet, dass die Außenfahne einen Teil der benachbarten Feder bedeckt und die Innenfahne von der benachbarten Feder bedeckt wird. Die Federfahnen bestehen aus den Federästen, die wiederum mit Bogenstrahlen und Hakenstrahlen versehen sind und sich so klettverschlussartig verhaken können.

Die Konturfedern von vielen Vögeln sind ultraviolett gemustert. Diese Musterung spielt beispielsweise bei der Partnersuche eine wichtige Rolle, da Vogelaugen – im Gegensatz zum menschlichen Auge – fähig sind Licht im ultravioletten Bereich wahrzunehmen.

Ihre Farbe erhalten Vogelfedern mittels verschiedener Pigmente. Vögel, die häufig von Menschen gestreichelt werden, bekommen ein stumpfes Gefieder mit schwarzen Stellen. Das geschieht, weil durch das natürliche Hautfett, das die menschlichen Hände schützt, die Federfahnen verkleben und die Farbpigmente ablöst werden.

Unterfedern

Die Unterfedern werden auch als Daunen bezeichnet und bestehen aus einem Kiel mit weichen, langen Federästen, die strahlenförmig angeordnet sind und im Gegensatz zu den Konturfedern keine Häkchen haben. Durch die Körperbewegungen von Vögeln sind die Daunenfedern negativ aufgeladen, sodass immer ein Abstand zwischen den einzelnen Federästen besteht und der Vogelkörper durch das so entstandene Luftpolster vor Wärme und Kälte geschützt ist.


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3 Responses

  1. Wieder was gelernt; eigentlich war alles ziemlich neu für mich, bzgl. Mauser.

    Ich hatte mich immer gefragt, warum meine Vögel keine ausgeprägte Mauser haben. Es verteilt sich über die längere Zeit. Damals, in den 70ern hatte ich allerdings Mauser mit heftigem Federverlust (Wellensittiche). Diese Diskrepanz zu meinen heutigen Vögeln wunderte mich dann sehr.

    PS: du meintest sicher Keratin. 😉

    1. Hallo Thomas,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Freut mich, dass du etwas lernen konntest 🙂

      Haha, ja, ich meine natürlich „Keratin“ 😀 Danke für den Hinweis!

      Viele Grüße
      Desiree

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