Leider ist es früher oder später bei jedem Haustier soweit und man muss sich von ihm verabschieden. Das ist nicht nur für uns Halter eine schlimme Zeit, sondern auch für unsere Papageien. Auch wir mussten im Dezember für immer Abschied von unserem Sperlingspapageien-Weibchen Wilma nehmen, das gerade einmal ca. sechs Jahre alt geworden ist. Was passiert ist, wie Freddy und wir damit umgegangen sind und wie es weiterging bzw. weitergeht, darum soll es in diesem sehr persönlichen Artikel gehen.
Vorweg soll noch gesagt sein, dass jeder Papagei anders trauert. Dies ist ein Erfahrungsbericht, in dem es darum geht, wie es in unserem Fall abgelaufen ist. Ich hoffe, dass dieser Bericht dem einen oder anderen hilft, der gerade in einer ähnlichen Situation ist.
Der Anfang vom Ende
Bereits ein paar Tage vorher war Wilma müde, hat viel geschlafen und sich nicht viel bewegt. Freddy blieb meistens an ihrer Seite und hat dann auch vor sich hingeträumt. Wir haben uns nichts weiter gedacht und das ganze Verhalten auf den Winter geschoben. Dass Wilma ernsthafte Probleme hat, wurde am Abend des 9. Dezember (Montag) klar, da sie zu dieser Zeit anfing alle Körner, die sie vorher gefressen hat wieder hochzuwürgen. Mit Schleim. Nachdem sie abends die gesamte Mahlzeit losgeworden ist, hat sie einen neuen Versuch gestartet und nochmal eine ordentliche Portion gefressen. Etwa eineinhalb Stunden war alles gut, dann, kurz vor dem Schlafengehen hat sie wieder alle Körner hochgewürgt.
Auch während der Nacht muss sie noch die eine oder andere Portion hochgewürgt haben, denn beide Vögel waren am nächsten Morgen (Dienstag) fix und fertig und überall um den Käfig herum lagen hochgewürgte Körner. Für uns war klar, dass wir jetzt so schnell wie möglich einen Tierarzt aufsuchen müssen. Bei unserem Stammtierarzt haben wir dann auch recht schnell einen Termin bekommen. Allerdings stellen wir kurz vorm losfahren fest, dass sich der Weg aufgrund eines Staus auf der Autobahn um eine ganze Stunde verlängert und wir dann insgesamt zwei Stunden mit einem total geschwächten Vogel unterwegs wären. Nicht so gut.
Nach kurzem Überlegen haben wir beschlossen, bei einem anderen vogelkundigen Tierarzt, der näher ist (ca. eine dreiviertel Stunde Fahrt) aber bei dem wir noch nie waren, einen Termin zu bekommen. Das hat zum Glück geklappt und wenig später hatten wir beide Vögel in die Transportbox gepackt und sind losgefahren. Wilma hat vor dem Losfahren nochmal ordentlich gefressen. Als ob sie dachte „Jetzt erst recht!“. Auf halbem Weg zum Tierarzt hat sie wieder angefangen alle Körner hochzuwürgen und dieses Mal war das ganze auch mit viel Schleim und einem unangenehmen Geruch verbunden.
Beim Tierarzt
Beim Tierarzt sind wir zum Glück relativ schnell drangekommen und schon beim Warten ging es Wilma minütlich schlechter. Die Tierärztin hat Wilma dann gründlich und sehr liebevoll untersucht und meinte, dass Wilma sich kaum wehrt und es ihr ziemlich schlecht geht. Ein Kropfabstrich war leider nicht möglich, da Wilma den Tupfer nicht mehr loslassen wollte. Wir haben Wilmas Verhalten und auch ihre Vorgeschichte, nämlich dass bei ihr schon vor ca. zwei Jahren eine vergrößerte Leber und Niere festgestellt wurde, erzählt.
Die Tierärztin hat daraufhin vorgeschlagen, zunächst etwas gegen die Kropfentzündung zu machen (Antibiotikainfusion), was normalerweise innerhalb von 24 Stunden zu einer deutlichen Verbesserung des Zustand führen sollte – falls das die Ursache ist. Durch den übelriechenden Schleim konnte davon ausgegangen werden, dass das etwas bakterielles ist. Wilma sollte am Tag darauf (Mittwoch) noch eine Antibiotikainfusion bekommen. Da wir uns das nicht zugetraut haben, haben wir die beiden – auch im Falle weiterer Komplikationen, die eine fachkundige Behandlung erfordern – schweren Herzens bei der Tierärztin in der Praxis gelassen.
Die schreckliche Nachricht
Zuhause war der Anblick des leeren Käfigs kaum erträglich. Am nächsten Mittag bekamen wir den Zwischenbericht der Tierärztin: Wilma geht es nicht besser und sie hat etwas Valium bekommen, weil sie Krämpfe hatte. Da sie dadurch etwas schläft, sollten wir erst gegen Abend in die Praxis kommen. Am Nachmittag rief die Tierärztin nochmal an und musste uns leider mitteilen, dass Wilma gestorben ist. Freddy hat wohl gerufen und sie hat dann geschaut, was los ist. Sie meinte außerdem, dass Freddy sie gegen Ende auch gar nicht mehr wirklich beachtet hätte und Wilma noch bei ihm im Käfig ist, damit er sich von ihr verabschieden kann. Das war ein wirklich schrecklicher Moment. Auch die Momente, Minuten, Stunden und Tage danach waren schrecklich. Auch jetzt ist das alles noch schrecklich und wird noch lange schrecklich sein. Ach Wilma!
Nochmal beim Tierarzt
Nachdem wir uns einigermaßen gefasst haben, sind wir ins Auto gestiegen und im Berufsverkehr zum Tierarzt gefahren. Beim Tierarzt haben wir dann gesagt, dass wir wegen den Sperlingspapageien da sind, woraufhin wir von der Tierarzthelferin direkt nach hinten zu Freddy geführt wurden, der schon in seiner Transportbox saß und den Umständen entsprechend recht gefasst wirkte. Neben Freddy war eine Pappschachtel…
Nach ein paar Minuten ist die Tierärztin gekommen und hat nochmal geschildert, wie es war. Dass Freddy vorhin geschrien hat, dass sie dann schauen war und dass sie die tote Wilma erst einmal im Käfig bei ihm ließ, damit er Abschied nehmen kann.
Von Wilma wurde auch ein Röntgenbild gemacht, das sie uns dann auch gezeigt hat. Dort war selbst für Laien wie uns ganz deutlich zu sehen, dass etwas nicht stimmt. Von den Luftsäcken, die normalerweise als dunkelgraue Fläche erkennbar sind, war nichts zu sehen. Der Muskelmagen (mit Grit, welches als weiße Punkte sichtbar ist) war auch nicht dort, wo er sein sollte, da die Leber so dermaßen vergrößert war, dass sie den größten Teil des Bauchraums eingenommen hat. Das war auch auf dem seitlichen Bild zu sehen. Auf dem Bild von der Seite war außerdem zu erkennen, dass auch die Niere viel größer war und viel mehr Platz eingenommen hat, als sie sollte.
Wieder zurück bei Freddy hat die Tierärztin die tote Wilma noch vorsichtig in die Pappschachtel gepackt, die wir für sie mitgebracht und mit Stoff ausgelegt haben.
Auf dem Weg zurück nach Hause war Freddy recht unruhig in seiner Transportbox, was aber sicherlich auch an den ganzen Straßenlaternen lag, deren Licht die ganze Zeit wanderte.
Der trauernde Sperlingspapagei Freddy
Zuhause angekommen haben wir Freddy erst einmal wieder in seinen vertrauten Käfig gelassen und nachdem er noch ein bisschen was gefressen hat, haben wir ihn auch recht bald schlafen geschickt. Freddy hat sich auf der Schlafstange auf seinen Platz gesetzt und den Platz von Wilma (sie schlief immer direkt am Gitter) freigelassen. Und das, obwohl die beiden sich sonst wirklich jeden Abend um diesen Platz gekabbelt haben. Das war wirklich sehr rührend…
Auch jetzt lässt er jeden Abend Wilmas Platz frei und seine neue Partnerin darf sich auch nicht dorthin setzen.
Am nächsten Tag (Donnerstag) war Freddy den Umständen entsprechend recht munter, hat etwas gefressen, gezwitschert, ist im Zimmer rumgeflogen und kam uns fast schon ein wenig erleichtert vor. Da wir nicht die ganze Zeit bei ihm im Zimmer sein konnten, haben wir ihm auch ein Radio angemacht. Freddy hat in der ganzen Zeit weder nach Wilma gesucht noch nach ihr gerufen. Er hat wohl wirklich verstanden, dass sie nicht mehr da ist.
Am Freitag haben wir Wilma im Garten beerdigt.
Die Suche nach einem neuen Sperlingspapageien-Weibchen
Die Suche nach einer neuen Partnerin haben wir recht schnell in Angriff genommen und sämtliche Kleinanzeigen durchforscht und Züchter kontaktiert. Leider hat die Zeit sehr gedrängt, da Freddys Bäuchlein schon etwas eingefallen aussah. Uns war klar, dass es da auf jeden Tag ankommt, da er sehr unter der Einsamkeit litt.
Leider war bei den üblichen Kleinanzeigen kein Weibchen zu finden bzw. ein Weibchen, das in Frage gekommen wäre, war am anderen Ende von Deutschland und für einen Tiertransport war es zu kalt. So haben wir Kontakt zu diversen Züchtern aufgenommen, allerdings waren auch diese sehr weit entfernt und ein Tiertransport aufgrund der Temperaturen nicht möglich. Nach weiteren Recherchen sind wir dann bei einem Züchter in Bodenseenähe gelandet und nach mehreren Telefongesprächen haben wir beschlossen, dass wir dorthin fahren werden.
Spoiler: Wir haben bei diesem Züchter dann am Samstag ein passendes Weibchen gefunden.
Wie die Verpartnerung verlief und was dabei alles beachtet werden sollte, wird Thema eines weiteren Artikels.
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2 Antworten
Liebe Desiree,
dein Artikel hat mich sehr bewegt, denn uns ist es vor anderthalb Jahren sehr ähnlich gegangen…. Einer unserer Sperlingspapageien hat nicht mehr gut gefressen und wie ihr, haben wir es auf das Wetter geschoben (da wurde es gerade Herbst). Als wir dann merkten, dass es ernster ist (auch etwas mit der Niere), sind wir direkt zum Tierarzt gefahren, mussten die Vögel über Nacht dalassen, wobei der Kranke dann leider verstorben ist. Ich trauere heute noch um ihn. Bis wir unserem verbliebenen Vogel eine neue Partnerin holen konnten, ist etwa eine Woche vergangen. In dieser Zeit war ich zu Hause und unser trauernder Vogel ist mir praktisch nicht von der Seite gewichen, er wollte immer im selben Raum sein wie ich, hat dort gefressen, aus meinem Wasserglas getrunken und auf meiner Schulter geschlafen. Wenn ich irgendetwas tun musste wo er nicht mit konnte hat er mich vom Käfig aus die ganze Zeit gerufen. Nur nachts durfte ich ihn zum Glück in seinen Käfig setzen (war vermutlich müde genug um dort schlafen zu können). So haben wir uns eine Woche gegenseitig getröstet, dann haben wir seine neue Partnerin vom Züchter geholt. Wir haben alle gängigen Verpartnerungs-Regeln befolgt und die beiden zeigten quasi schon von weitem reges Interesse aneinander, bis wir uns dann nach einer Weile trauten sie zusammenzusetzen. Dann, der große Schock: Er mochte sie nicht! Anfangs hat er sie weggejagt, irgendwann nur noch ignoriert. Einzig damit sie ihn kraulen konnte durfte sie an ihn herankommen. Ich war so unglücklich… Mussten wir etwa doch noch mal einen neuen Vogel holen? Dabei war sie mir natürlich schon direkt ans Herz gewachsen…
Heute weiss ich, dass das Alter vermutlich anfangs ein Problem war, denn das Weibchen war noch nicht komplett geschlechtsreif. Aber wir haben abgewartet und versucht zu „vermitteln“ so gut es geht. Nach einigen endlosen Monaten haben sie sich in winzigen Schrittchen so weit angenähert, dass man nun wirklich von einem Paar sprechen kann 🙂 Auch wenn es nicht mehr so ist wie früher, ist es doch schön und unsere beiden Vögel scheinen sehr glücklich zu sein.
Vielleicht hilft dieser Erfahrungsbericht anderen Menschen in ähnlichen Situationen weiter.
Liebe Grüße
Carigan
Hallo Carigan,
danke für das Teilen deiner Erfahrung mit diesem schwierigen Thema!
Mich hat dein Bericht auch sehr bewegt und freut mich sehr, dass es nach ein paar Monaten doch noch bei den beiden gefunkt hat 🙂
Und ja, es ist nicht mehr wie früher, aber es ist natürlich trotzdem schön, dass unsere beiden hinterbliebenen Vögel nochmal eine neue Liebe gefunden haben und durch den neuen Vogel nochmal frischer Wind reingekommen ist 🙂
Viele Grüße
Desiree