Die Eingewöhnung von Sperlingspapageien

Sperlingspapageien Eingewöhnung

Ein Ortswechsel ist immer erst einmal mit Stress verbunden. Auch Sperlingspapageien (und natürlich alle anderen Vögel) brauchen etwas Zeit, um sich in einer neuen und ungewohnten Umgebung zurechtzufinden. Damit die Eingewöhnungsphase für Sperlingspapageien möglichst angenehm verläuft, sollten Halter sowohl vor, während als auch nach der Ankunft der neuen gefiederten Mitbewohner ein paar Dinge beachten. Was genau, das wird in diesem Artikel erklärt.

Zunächst einmal ist es wichtig, dass man bei der Eingewöhnungsphase bzw. der Eingewöhnungszeit von Sperlingspapageien zwischen zwei Fällen zu unterscheidet:

  1. Das erste Sperlingspapageien-Pärchen zieht ein oder
  2. Ein (oder mehrere) Sperlingspapageien sollen in einen bereits vorhanden Schwarm integriert werden oder mit einem bereits vorhandenen Sperlingspapagei verpartnert werden (z. B. weil der Partner verstorben ist und Sperlingspapageien dann so schnell wie möglich einen neuen Partner brauchen).

Der zweite Fall ist die sogenannte Verpartnerung bzw. Vergesellschaftung.

In diesem Artikel wird es um den ersten Fall, also um die Eingewöhnung eines neuen Pärchens in eine neue Umgebung gehen. Zur Verpartnerung/Vergesellschaftung von Sperlingspapageien gibt es einen separaten Artikel.

Wie läuft die Eingewöhnung jetzt also im einzelnen ab?

Vor der Ankunft der Sperlingspapageien im neuen Zuhause

Bevor man am großen Tag aufbricht, um die neuen Sperlingspapageien (oder andere Vögel) abzuholen bzw. sehnsuchtsvoll auf die neuen Mitbewohner wartet, da diese gebracht werden (oder via Tiertransport bei geeignetem Wetter ankommen), sollte man den Käfig bzw. die Voliere für die neuen Familienmitglieder vorbereiten und einrichten:

  • Frisches Wasser und Futter (für Krumschnäbel am besten in Edelstahlnäpfen) in den Käfig stellen oder hängen,
  • einen Schlafplatz anbringen (am besten erst einmal eine Naturholzstange, die dann als höchster Punkt in der neuen Behausung angebracht wird – Sperlingspapageien suchen sich nämlich immer den höchsten Punkt als Schlafplatz aus, da sie von dort aus die beste Übersicht haben) und
  • weitere Naturholzstangen* oder auch anderes Spielzeug so anbringen, dass die Papageien immer noch ein wenig Platz zum Fliegen haben und darunterliegende Stangen / Spielzeuge / Näpfe nicht verkotet werden können.

Weitere Tipps zur Einrichtung des Käfigs und zu geeignetem Spielzeug gibt in diesem Artikel:

Direkt nach der Ankunft der Sperlingspapageien

Wenn die Sperlingspapageien (idealerweise nach dem Eingangscheck beim vogelkundigen Tierarzt) in ihrem neuen Zuhause angekommen sind, können sie endlich aus dem engen Transportbehältnis raus und in ihren neuen Käfig bzw. in ihre Voliere rein. Dazu wird die Türe des Transportbehältnisses geöffnet und direkt an den Käfig- bzw. Voliereneingang gehalten, damit die Neuankömmlinge nicht ihren ersten Freiflug im Raum versehentlich vorverlegen.
Achtung: Manchmal kann es etwas dauern, bis die Vögel aus dem Transportbehältnis rausgehen. In diesem Fall sollten sie aber auf keinen Fall gescheucht werden, da das nur unnötigen Stress erzeugt – und davon hatten die Vögel während des Transports schon genug!

Die Eingewöhnungszeit

Die Eingewöhnungszeit selbst lässt sich dann in mehrere Abschnitte unterteilen, auf die ich gerne einzeln eingehen möchte.

Der erste Tag

In den ersten Minuten/Stunden ist es völlig normal, dass die Sperlingspapageien nahezu vollkommen regungslos dasitzen und einfach nichts machen. Das ist kein Grund zur Sorge! Vögel sind Fluchttiere und ein neuer Ort stellt immer erst einmal grundsätzlich eine ganz große Gefahr dar. Aus diesem Grund versuchen Sperlingspapageien und auch alle anderen Vögel sich zunächst so unauffällig wie möglich zu verhalten, indem sie einfach nur ganz ruhig und wachsam dasitzen. Wenn sie die Lage dann einigermaßen überblickt und festgestellt haben, dass von der neuen Umgebung keine Gefahr ausgeht, werden sie sich erst einmal vorsichtig strecken und dann einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: Gefiederpflege. Nach der Gefiederpflege werden sie langsam anfangen ihr neues Zuhause zu erkunden: Wo gibt es Futter und Wasser, wo könnte ein schönes Plätzchen zum entspannen sein, wo ist ein guter Ort zum Schlafen? All das wird sehr vorsichtig geschehen und immer mit wachsamen Blick auf die Umgebung. Es kann sogar sein, dass sie ab und zu ein kleines Piepsen von sich geben. Das ist ein sehr gutes Zeichen, denn es bedeutet, dass sie beginnen sich wohlzufühlen.

Sperlingspapageien Eingewöhnung
Kuscheln und beobachten

In dieser Phase ist es sehr wichtig die Sperlingspapageien nicht unnötig zu stören oder gar zu stressen. Den eigenen Tagesablauf sollte man aufgrund der Sperlingspapageien aber natürlich nicht großartig ändern und man kann auch weiterhin normal miteinander reden. Die Sperlingspapageien sollen schließlich von Anfang an wissen, was sie in ihrem neuen Zuhause erwartet! Ab und zu sollte man natürlich auch mit ruhiger Stimme mit den kleinen Kobolden reden und dabei ihre Namen sagen.
Was man vermeiden sollte ist minutenlang direkt oder von oben auf die Vögel zu starren, da sie sich sonst unbehaglich fühlen: Menschliche Augen sind im Gegensatz zu Vogelaugen nämlich nach vorne gerichtet – genau wie die Augen von Raubtieren und das könnte ihnen Angst machen. Auch sollte man nicht mit den Händen / Fingern vor dem Käfig rumwedeln, da auch das eine potentielle Gefahr ist.
Laute Musik im Allgemeinen oder bis spät in die Nacht Fernsehen, wenn der Fernseher oder die Musikanlage im gleichen Raum wie die Sperlingspapageien sind, sollte man sein lassen, da das sehr störend ist und die Nachtruhe beeinträchtigt. Die Nachtruhe sollte übrigens ca. 10 – 12 Stunden dauern.

Die erste Nacht

Wenn man die kleinen Kobolde am ersten Abend schlafen schickt, sollte man nicht schlagartig alles stockdunkel machen, sondern stattdessen der Raum langsam abgedunkeln und abgewarten, bis die Neuankömmlinge einen Schlafplatz gefunden haben. Anschließend kann man dann das Licht ausmachen. In der ersten Zeit kann man nachts auch zusätzlich noch ein kleines Nachtlicht brennen lassen, damit die Vögel nicht komplett orientierungslos sind. Das langsame Abdunkeln gilt übrigens nicht nur für die Eingewöhnungszeit, sondern auch in der Zeit danach. Ob das Nachtlicht dauerhaft da sein sollte oder nicht, kommt auf die Vögel an: Wenn sie dazu neigen, nachts auf Wanderschaft zu gehen, dann hilft ein kleines Licht auf jeden Fall, damit sie den Weg zurück auf die Schlafstange leichter finden. Manche Vögel erleiden nachts auch einen sogenannten Nachtschreck. Dabei flattern sie plötzlich im Käfig herum und brauchen anschließend etwas Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Wenn der Käfig nicht in unmittelbarer Nähe zum Schlafzimmer ist und man das nicht mitbekommt, dann hilft ein kleines Nachtlicht bei der Orientierung.

Der erste Morgen

Der erste Wasser- und Futterwechsel am nächsten Morgen ist dann eine weitere Stresssituation für die Neuankömmlinge, lässt sich aber nicht vermeiden. Hier sollte man deshalb sehr vorsichtig und langsam die Hand am besten mit dem Handrücken in Richtung Vögel in den Kafig stecken, da der Handrücken als weniger bedrohlich wahrgenommen wird als die Handinnenseite. Wenn die Vögel unruhig werden, sollte man die Bewegung stoppen, bis sich sie sich wieder entspannen. Das ist sehr wichtig, damit die Hand später nicht mit Gefahr verbunden wird. Es hilft auch sehr, während dem Rausholen der alten Näpfe beruhigend mit den Sperlingspapageien zu reden, damit sie merken, dass man ihnen nichts böses will. Genauso ruhig und vorsichtig wie man die alten Näpfe rausgeholt hat, sollte man dann auch die frischen Näpfe reinstellen bzw. reinhängen.

Die nächsten Tage und Wochen

In den nächsten Tagen und Wochen werden sich die Neuankömmlinge immer unbefangener und sicherer in ihrem Käfig bzw. ihrer Voliere bewegen und sich auch nicht mehr besonders an Dingen stören, die außerhalb des Käfigs oder der Voliere stattfinden.

Wer in der ersten Tagen noch dachte, er habe besonderes brave Exemplare erwischt, wird jetzt langsam mit der Lebhaftigkeit der neuen Mitbewohner Bekanntschaft machen. Vom morgendlichen und abendlichen Geschrei (der neue Tag muss ja begrüßt bzw. vor dem schlafengehen verabschiedet werden) über kleine Raufereien und ganz viel Kuscheln kann hier alles beobachtet werden. Mit etwas Geduld, Kolbenhirse und eventuell Clickertraining* darf man vielleicht auch bald am Leben seiner Sperlingspapageien teilhaben und nicht nur beobachten bzw. kritisch beobachtet werden.

In der ersten Zeit kann der Käfig natürlich nicht gründlich gereinigt werden. Den gröbstes Schmutz kann man allerdings langsam und vorsichtig mit einem feuchten Lappen entfernen und falls möglich auch den Bodenbelag wechseln, indem man vorsichtig die Schublade (falls vorhanden) herauszieht.

Nach ca. ein bis zwei Wochen wird sich dann ein kleiner Käfigkoller bemerkbar machen. Dann wird es langsam Zeit für den ersten Freiflug (im Zimmer!). Bevor die Käfigtüren geöffnet werden, sollte das Zimmer allerdings schon vogelsicher sein, damit die Unfallgefahr etwas minimiert wird! Wenn die kleinen Kobolde sich rausgetraut haben ist auch ein guter Zeitpunkt für eine gründliche Reinigung des Käfigs…


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6 Antworten

  1. Das Buch zum Clickertraining ist wirklich zu empfehlen! Wir haben damit schon ein paar Fortschritte erzielt. Es ist alles sehr gut beschrieben und auch bebildert.

  2. Ich überlege mir Sperlingspapageien anzuschaffen. Wenn sie einziehen werden Sie in meinem Zimmer stehen. Mit der Zeit werde ich sie versuchen daran zu gewöhnen auch nach unten in einen großen Raum zu transportieren. Denkt ihr das wäre ein Problem? Natürlich bekommen sie so viel Zeit wie sie brauchen. Den Artikel finde ich sehr hilfreich, da ich von einem aufgeweckten Kanarienvogel komme.

    1. Hallo Lilly,
      das freut mich, dass der Artikel hilfreich ist 🙂
      Sofern das Zimmer unten vogelsicher ist, sollte nichts dagegensprechen, dass sie auch dort sein können. Positiver Nebeneffekt: Du gewöhnst sie damit gleichzeitig auch daran in ein Transportbehältnis zu gehen 🙂

      Viele Grüße
      Desiree

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