Raumklima und Luftfeuchtigkeit für Sperlingspapageien

Zwei Sperlingspapageien baden

Durch kühle Temperaturen draußen und das Heizen drinnen ändert sich auch das Raumklima im Herbst und Winter. Da Sperlingspapageien in den Tropen und Subtropen Südamerikas beheimatet sind, benötigen sie neben warmen Temperaturen auch eine hohe Luftfeuchtigkeit. Mit dem Heizen sinkt die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen und die trockene Heizungsluft schadet den empfindlichen Atemwegen von Tropenvögeln.

Zu trockenes Raumklima kann Mensch und Vogel krank machen

Durch die Heizungsluft trocknen nämlich nicht nur Augen und Haut/Gefieder aus, sondern auch die Schleimhäute von Mensch und Vogel, wodurch Krankheitserreger ein leichtes Spiel haben. Während Menschen sich dann häufig mit (harmlosen) Erkältungen plagen, können Vögel unter Atemnot leiden oder sogar eine gefährliche Aspergillose (Pilzinfektion der Atemwege oder Organe) entwickeln. Besonders kritisch ist das Raumklima in kalten Winternächten, wenn mehrere Stunden nicht gelüftet werden kann und sich die vorhandene Luftfeuchtigkeit an den Fenstern niederschlägt. Das Kondenswasser auf den Scheiben und Fensterlaibungen ist nämlich ein idealer Nährboden für gesundheitsschädigenden Schimmel.

Damit Atemwegserkrankungen und Schimmel vorgebeugt wird, ist darauf zu achten, dass die Luft in Innenräumen weder zu viel (Schimmelgefahr) noch zu wenig Feuchtigkeit enthält.

Luftfeuchtigkeit und Raumklima für Sperlingspapageien und andere Tropenvögel

Tropischer Regenwald mit hoher Luftfeuchtigkeit
Tropischer Regenwald (Quelle: Pixabay)

Wie viel Feuchtigkeit sollte die Raumluft im Vogelzimmer jetzt aber idealerweise enthalten? Hier scheiden sich die Geister: Während die einen Quellen sagen, dass ein Wert zwischen 45 und 50 % ausreichend ist, sagen andere, dass die Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 70 % liegen sollte. Immerhin sind sich alle einig, dass die Luftfeuchtigkeit nicht über 70 % liegen darf, da sonst die Schimmelbildung begünstigt wird.

Ein Blick auf die Klimawerte des Amazonastieflands, der Heimat von Sperlingspapageien, zeigt, dass die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit dort das ganze Jahr ca. 85 bis 90 % beträgt. Dass solche Dampfsauna-Bedingungen nicht in Innenräumen von Wohnhäusern hergestellt werden können ist klar. Die Aussagen mit 60 bis 70 % Luftfeuchtigkeit sehen meiner Meinung nach nach einem guten Kompromiss aus. Um sicher zu sein, dass der Innenraum aufgrund einer zu hohen Luftfeuchtigkeit nicht anfängt zu Schimmeln sind aber eher Werte um 60 % anzupeilen. Bei einer Luftfeuchtigkeit über 60 % fühlen sich nämlich auch Milben sehr wohl, vermehren sich dadurch verstärkt und geben dann auch mehr allergene Stoffe ab.

Richtig und vogelsicher Lüften

Neben der Luftfeuchtigkeit ist aber auch regelmäßiges Stoßlüften wichtig, um die verbrauchte Luft gegen frische Luft auszutauschen und dadurch die Schimmelbildung einzudämmen. Die Temperatur im Sperlingspapageien-Zimmer darf 15°C nicht unterschreiten, da die Vögel sonst erfrieren können. 20 – 22°C sind im Winter ausreichend. Durch das Lüften wird dem Raum allerdings auch wieder Luftfeuchtigkeit entzogen, da durch das Lüften ein Luftfeuchtigkeitsausgleich mit der meist sehr trockenen Winterluft stattfindet. Das frische aber trockene Raumklima muss anschließend wieder mit extra Luftfeuchtigkeit versorgt werden.

WICHTIG: Beim Lüften muss sichergestellt sein, dass die Vögel nicht entfliegen können! Deshalb sollten die Tiere während des Lüftens entweder im Käfig sitzen (der nicht im Zug stehen darf) oder die Fenster müssen entsprechend gesichert sein (z. B. durch ein Drahtgitter, damit es keinen Vogelschwund gibt). Vorhänge sind übrigens kein ausreichender Schutz, da die Vögel z. B. bei einem Windstoß oder von der Seite/von oben leicht entkommen können.

Hygrometer messen die Luftfeuchtigkeit

Mit Hygrometern kann man die Luftfeuchtigkeit messen
Analoges und digitales Hygrometer

Um die Luftfeuchtigkeit zu überprüfen und im Auge zu behalten eignen sich analoge/mechanische oder digitale Hygrometer. Beide Luchtfeuchtemesser haben Vor- und Nachteile, letztendlich muss jeder für sich entscheiden, womit er besser zurechtkommt. Der Vorteil der digitalen Hygrometer* ist ganz klar, dass diese nicht mühsam kalibriert werden müssen, sondern einfach Temperatur und Luftfeuchtigkeit anzeigen. Wie genau diese Angaben sind, ist allerdings umstritten. Der Nachteil ist, dass die Batterien ab und zu gewechselt werden müssen. Wenn man immer Ersatzbatterien griffbereit hat, dann ist das kein Problem. Der Vorteil der analogen Hygrometer* besteht darin, dass es eben keine Batterie gibt, die leer werden kann und die Angaben relativ genau sind. Der Nachteil ist, dass das analoge Gerät ca. zwei bis drei Mal im Jahr nachkalibriert werden muss (eventuell die Werte mit einem digitalen Hygrometer abgleichen).

Möglichkeiten zur Regulierung des Raumklimas im Vogelzimmer

Um die Luftfeuchtigkeit auch im Winter und nach dem Lüften auf ca. 60 % zu bringen gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Verdunster: Die Wasserbehälter zum Einhängen an die Heizung scheinen auf den ersten Blick eine gute Lösung zu sein, allerdings bilden sich im warmen Wasser schnell Keime und Schimmel. Durch die Verdunstung gelangen die Keime und Schimmelsporen dann in die Luft und verteilen sich im Raum.
  • Nasse Handtücher auf der Heizung oder Wäsche im Vogelzimmer trocknen: Durch das Trocknen von nassem Stoff kann die Luftfeuchtigkeit sehr schnell steigen. Besonders bei dieser Methode ist regelmäßiges Stoßlüften wichtig, damit die überschüssige Feuchtigkeit nicht im Raum bleibt und sich z. B. an den kalten Fensterscheiben niederschlägt. Wenn das Kondenswasser nicht regelmäßig weggewischt wird ist das nämlich – wie oben geschrieben – ein idealer Nährboden für Schimmel.
  • Ton- oder Keramikschalen: Tontöpfe in Wasserschalen, die auf die Heizung gestellt werden können die Luftfeuchtigkeit durch die größere Verdunstungsoberfläche zwar etwas aber nicht sonderlich erhöhen. Die Gefahr der Schimmelbildung ist bei regelmäßiger Reinigung relativ gering, kann aber nicht ganz ausgeschlossen werden.
  • (Plastik-)Wasserschalen: Auf der Heizung aufgestellt können diese für etwas mehr Luftfeuchtigkeit sorgen. Auch hier ist wichtig, dass diese regelmäßig gereinigt werden und es muss sichergestellt sein, dass die Vögel nicht darin ertrinken können.
  • Ungiftige Zimmerpflanzen: Pflanzen im Vogelzimmer sorgen im Winter für etwas Luftfeuchtigkeit, da sie ein Teil des Wassers, das ihnen zugeführt wurde wieder verdunsten. Außerdem können Pflanzen Staub und Schadstoffe aus der Luft filtern – um diese Wirkung zu erzielen reicht eine einzelne kleine Pflanze allerdings nicht aus. Auch hier ist es wichtig, dass die Blumenerde nicht schimmelt und dass alle Pflanzen im Vogelzimmer ungiftig sind, wie z. B. Farne und Grünlilien.
  • Zimmerbrunnen: Zimmerbrunnen, die in der Nähe einer Heizung aufgestellt werden, können die Luftfeuchtigkeit je nach Größe der Wasseroberfläche ebenfalls etwas erhöhen. Aber auch hier ist die Gefahr der Keim- und Schimmelbildung gegeben, wenn das Wasser nicht mit Zusätzen versehen oder regelmäßig gewechselt wird. Allerdings muss man bei Springbrunnen aufpassen, dass die Vögel diesen nicht zum Baden nutzen.
  • Aquarien: Ähnlich wie bei Zimmerbrunnen sollte auch hier darauf geachtet werden, dass die Vögel darin nicht ertrinken können oder mit dem Wasser in Berührung kommen, da dieses mit Zusätzen versehen ist. Auch die Fische im Aquarium sollten vor den Vögeln geschützt werden, damit sie nicht als Papageiensnack enden. Die bunten Fische sind zwar hübsch anzusehen, man sollte dabei aber nicht vergessen, dass auch ein Aquarium natürlich auch regelmäßig gereinigt werden muss und deshalb zusätzliche Arbeit macht.
  • Dampfluftbefeuchter* (Alternative*): Das Prinzip dieser Luftbefeuchter beruht darauf, dass das Wasser erhitzt wird und dann in Form von Wasserdampf entweicht. Diese Methode ist sehr hygienisch, da Bakterien und Keime durch die hohen Temperaturen abgetötet werden (Vorsicht ist allerdings bei Legionellen geboten, da diese sich je nach Bauweise, in einem solchen Luftbefeuchter sehr wohlfühlen können). Die Nachteile von Dampfluftbefeuchtern sind, dass das Erhitzen des Wassers etwas lauter ist, die Geräte viel Strom verbrauchen und man sich an dem heißen Dampf verbrennen kann. Diese Gefahr besteht auch für die Vögel und deshalb sollten die Dampfluftbefeuchter so aufgestellt werden, dass für die Tiere keine Gefahr besteht – oder auf ein Gerät zurückzugreifen, dessen Dampf handwarm herauskommt (s. Link).
  • Kaltluftbefeuchter: Bei diesen Luftbefeuchtern wird das Wasser nicht verdampft, sondern es verdunstet mithilfe von Ventilatoren oder Ultraschall. Eventuelle Verbrennungen und hohe Stromkosten bleiben bei diesen Luftbefeuchtern aus. Allerdings hören wohl einige Papageien den Ultraschall und fühlen sich dadurch gestört. Problematisch sind solche Geräte aber vor allem deshalb, weil sie, wenn sie nicht penibel gereinigt werden, zu gefährlichen Keim- und Bakterienschleudern werden können. Spezielle, für Vögel (angeblich?) ungefährliche Zusätze (z. B. F10) wirken gegen Schimmel, Keime und Bakterien und verhindern, dass diese sich in den Geräten einnisten können. Aber auch mit diesen Zusätzen muss das Gerät regelmäßig gereinigt werden.
    • Hygrostat: Ein sogenanntes Hygrostat wird zwischen die Steckdose und den elektrischen Luftbefeuchter geschaltet und misst nicht nur die Luftfeuchtigkeit, sondern „sagt“ dem Gerät auch, wann die vorher festgelegte Luftfeuchtigkeit erreicht ist. Das ist sehr praktisch, wenn man nicht die ganze Zeit das Hygrometer im Auge behalten möchte oder nicht zu Hause ist und trotzdem sicher sein will, dass das Raumklima für die Vögel weder zu trocken noch für den Raum selbst zu feucht ist. In manchen Geräte ist auch bereits ein Hygrostat verbaut.

Möglichkeiten zur Regulierung der Luftqualität im Vogelzimmer

Zwei Sperlingspapageien baden
Das Raumklima kann leider nicht durch Baden reguliert werden…

Neben trockener Luft kann aber auch staubige Luft zu Atemwegsproblemen führen. Wer nicht so gern abstaubt und trotzdem relativ staubfreie Luft haben möchte, kann sich elektrische Helferlein anschaffen:

  • Luftwäscher: Diese funktionieren ähnlich wie die Kaltluftbefeuchter aber statt Ventilatoren oder UV-Licht wird das Wasser durch rotierende Platten verdunstet und Staub, Pollen etc. werden dadurch gleichzeitig aus der Luft herausgewaschen. Ebenso wie beim Kaltluftbefeuchter besteht auch beim Luftwäscher die Gefahr, dass dieser zu einem Keim- und Schimmelverteiler wird. Auch hier können spezielle, für Vögel ungefährliche Zusätze gegen Schimmel, Keime und Bakterien angewendet werden.
  • Luftreiniger*: Dieser kommt ganz ohne Wasser aus, was natürlich schon einmal die Keim- und Schimmelgefahr minimiert. Die Raumluft wird von den Geräten angesaugt und mithilfe eines Filters (HEPA, Aktivkohle…) gereinigt und dann ohne Staub wieder in den Raum gepustet. Für eine optimale Wirkung müssen die Filter alle paar Monate gewechselt werden. Manche Luftreiniger haben noch Zusatzfunktionen wie UV-Licht und Ionisierung.
    • UV-Licht: Durch das UV-Licht wird die Luft nicht nur gefiltert, sondern auch entkeimt.
    • Ionisator: Der Ionisator sorgt dafür, dass kleinste Staubpartikel zu größeren Staubballen bündeln und vom Luftreiniger aufgenommen werden. Diese Funktion ist allerdings umstritten und sollte deshalb sicherheitshalber nicht im Vogelzimmer benutzt werden.

Neben dem Raumklima muss im dunklen, sonnenarmen Winter auch für eine ausreichende Beleuchtung des Vogelzimmers gesorgt sein.


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6 Antworten

  1. Danke für diesen tollen Beitrag! Ich recherchiere grade zu dem Thema „Tiere und das Raumklima“ und hatte mich zunächst auf Hunde und Katzen beschränkt und an Vögel noch gar nicht gedacht. Danke für diese Anregung!

    Viele Grüße!

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