Sperlingspapageien versus Wellensittiche

Sperlingspapageien vs. Wellensittiche

Sperlingspapageien und Wellensittiche sind auf den ersten Blick gar nicht so verschieden. Auch ich ertappe mich häufig dabei, dass ich sage: „Ich habe Sperlingspapageien – die sind ungefähr so wie Wellensittiche, ABER…“ und genau auf dieses „ABER“ möchte ich in diesem Artikel näher eingehen.

Aussehen 

Die Unterschiede zwischen Sperlingspapageien und Wellensittichen fallen mir immer wieder auf, wenn ich die beiden Wellensittiche bei meinen Schwiegereltern sehe. Ich bin den kompakten Körperbau von Sperlingspapageien mit kräftigem Schnabel und kurzen Schwanzfedern gewöhnt. Im Gegensatz dazu erscheinen mir die Köpfe und Schnäbel der Wellensittiche immer als zierlich und die Schwanzfedern sehr lang. Auch die auffällige Wachshaut und das Gefieder mit dem namensgebenden Wellenmuster sowie die typischen Kehltupfen unterscheiden sich vom fast einfarbigen Gefieder der Sperlingspapageien. 

Wildformen und Geschlechtsunterschiede

Die Wildformen von Sperlingspapageien und Wellensittichen sind jeweils grün bzw. gelbgrün. Während die Federn der Wellensittiche an Nacken und Flügel das schon oben angesprochene namensgebende Wellenmuster aufweisen, sind Sperlingspapageien-Weibchen komplett grün und die ebenfalls grünen Männchen, haben – je nach Art – dunkelblaue, wiederum namensgebende Details. Bei den männlichen Blaugenick-Sperlingspapageien ist das beispielsweise der blaue Nacken und bei männlichen Augenring-Sperlingspapageien der blaue Ring um die Augen. Im Gegensatz zu den Weibchen haben Männchen kobaltblaue Flügelspitzen. Dank dieses sogenannten Geschlechtsdimorphismus, also einem deutlich sichtbaren Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren, ist ein DNA-Test zur Geschlechtsbestimmung bei den meisten Sperlingspapageien nicht nötig. 

Blaugenick-Sperlingspapageien Gefieder
Blaugenick-Sperlingspapageien (links Weibchen, rechts Männchen)

Bei den Wellensittichen gibt es keinen Geschlechtsdimorphismus beim Gefieder, dafür lässt sich das Geschlecht anhand der Wachshaut bestimmen. Die Wachshaut bei männlichen Wellensittichen ist nämlich bläulich und bei weiblichen bräunlich. Außerdem lässt sich daran die Brutreife der Weibchen feststellen, da die Wachshaut dann dunkler und häufig auch leicht krustig wird. Der Schnabel von Wellensittichen ist gelblich, der von Sperlingspapageien ist rosa. Eine Ausnahme bilden hier die Schwarzschnabel-Sperlingspapageien, deren Schnabel schwarz ist. Die Füße von Sperlingspapageien und Wellensittichen sind rosa.

Farbmutationen von Sperlingspapageien und Wellensittichen

Sowohl bei Wellensittichen als auch bei den häufig als Haustier gehaltenen Blaugenick-Sperlingspapageien gibt es Farbmutationen in Blau und Grau bis hin zu gelben, pastellfarbenen, weißen und gescheckten Tieren. Die anderen sieben Sperlingspapageienarten gibt es nur in der Wildfarbe, also in Grün bzw. Gelbgrün.

Verschiedene Arten bzw. Zuchtformen

Insgesamt gibt es acht Sperlingspapageienarten, die sich teilweise noch in Unterarten unterteilen lassen. Sperlingspapageien sind je nach Art und Statur 12–15 cm groß und wiegen 23–35 g. Bei den Wellensittichen gibt es nur eine einzige Art, dafür aber unterschiedliche Zuchtformen. Alle Wellensittich-Zuchtformen sind größer als Sperlingspapageien. Die zierliche Hansi-Bubi-Zuchtform kommt der australischen Wildform am nächsten. Hansi-Bubis sind ca. 18–20 cm groß, 35–40 g schwer und haben üblicherweise sechs Kehltupfen. Die Standard-Zuchtform ist mit 21–26 cm und 45–60 g nicht nur größer und schwerer, sondern auch das Kopfgefieder ist viel buschiger. Standardwellensittiche haben außerdem bis zu 16 Kehltupfen. Schauwellensittiche sind eigentlich Standard-Wellensittiche. Sie haben ebenfalls ein sehr buschiges Kopfgefieder und im Idealfall sechs große Kehltupfen. Halbstandard-Wellensittiche sind eine Mischung aus Standard- und Hansi-Bubi-Vögeln. 

Standard-Wellensittiche
Standard-Wellensittiche (links Weibchen, rechts Männchen) via Unsplash

Verhaltensweisen von Wellensittichen und Sperlingspapageien

Neben dem Aussehen besteht der größte Unterschied zwischen Sperlingspapageien und Wellensittichen im Verhalten. Dieser Punkt ist auch für (zukünftige) Halter wichtig, die vor der Wahl zwischen Sperlingspapageien und Wellensittichen stehen. Beide Vogelarten haben zwar sehr ähnliche Ansprüche an die Unterbringung, allerdings können sie nicht zusammen gehalten werden. 

Natürliche Lebensweise

Der natürliche Lebensraum von Wellensittichen ist Australien. Dort sind sie, mit Ausnahme der Küstenregionen, auf dem gesamten Festland verbreitet und ziehen in Schwärmen von 20 bis zu mehreren Hundert Tieren umher. Es gibt aber auch Schwärme mit bis zu 25.000 Tieren. Innerhalb der Schwärme gibt es keine Rangordnung. Vormittags und nachmittags sind Wellensittiche mit der Futtersuche beschäftigt, mittags ruhen sie sich auf Bäumen auf. Sie ernähren sich hauptsächlich von Grassamen und Wildhirsearten. 

Wilde Sperlingspapageien leben, je nach Art, an der Küste, in der Savanne, in Wäldern, Flusstälern und Sekundärvegetationen in Mittel- und Südamerika. Außerhalb der Brutzeit leben wilde Sperlingspapageien in kleinen Schwärmen von bis zu zehn Tieren. Mittags ruhen sie sich auf Bäumen aus, zur Nahrungssuche kommen sie auf den Boden und ernähren sich dort von halbreifen und reifen Grassamen, Beeren, Knospen, Blüten und Früchten. An interessanten Nahrungsplätzen können sich mehrere Hundert Tiere versammeln.

Aggressivität der Sperlingspapageien

Der Grund, warum Wellensittiche und Sperlingspapageien nicht zusammen gehalten werden können, ist die Aggressivität der Sperlingspapageien. 

In der Heimtierhaltung geht es bei den Wellensittichen meistens sehr friedlich zu und es gibt –genau wie bei den riesigen Schwärmen der wilden Wellensittiche in Australien– keine richtige Rangordnung. Wellensittiche können deshalb (bis auf wenige Ausnahmen) problemlos auch in größeren Schwärmen gehalten werden, sofern genug Platz und auch das nötige Kleingeld für eventuelle Tierarztkosten vorhanden ist, sollte sich der ganze Schwarm etwas einfangen. Wellensittiche blühen in Schwärmen ab vier bis sechs Tieren erst so richtig auf. Zwischen zwei brutlustigen Wellensittich-Weibchen kann es auch mal zu Streitereien kommen.

Eine Schwarmhaltung bei Sperlingspapageien ist nur bedingt und mit größter Vorsicht möglich, da diese sehr territorial sind und in der Heimtierhaltung oftmals eine Rangordnung ausbilden. Während Menschen geduldet werden, legen sich vor allem Blaugenick-Sperlingspapageien mit allem und jedem an –egal, wie groß oder klein der gefiederte „Gegner“ ist– und verteidigen ihr Revier (also alles, was sie sehen können), notfalls bis aufs Blut. Das Lieblingsziel sind dabei die Füße der Eindringlinge, auf die mit Hilfe des kräftigen Schnabels eingehackt wird. Während andere Sperlingspapageien damit rechnen und ihrerseits dann auch in den Angriffsmodus übergehen, können friedlichere Vögel wie Wellensittiche damit nichts anfangen und verlieren im ungünstigsten Fall gleich bei der ersten Begegnung mit einem aufgebrachten Sperlingspapagei ein paar Fußkrallen. 

Bei Sperlingspapageien kommt es allgemein öfter zu Raufereien, die auf Außenstehende und unerfahrene Sperlingspapageienhalter brutal wirken, tatsächlich aber ganz normal sind. Ich habe mich damals auch sehr erschreckt, als meine Sperlingspapageien das erste Mal aufeinander losgegangen sind. Kurze Zeit später haben sie aber schon wieder miteinander gekuschelt.

Aufgrund des unterschiedlichen Temperaments der einzelnen Arten sollten nur Sperlingspapageien derselben Art zusammen gehalten werden. Am einfachsten ist ein blutsfremdes Pärchen. Wenn man sich an die Schwarmhaltung wagt, dann sollte man unbedingt auf eine ungerade Pärchenanzahl achten. Die ungerade Anzahl an Pärchen hat sich bewährt, da meist ein Paar dominant ist und so immer nur eines der schwächeren Paare angegangen werden kann, während die anderen entspannen können. Aber auch hier kann nicht ausgeschlossen werden, dass es doch zu einem Todesfall kommt. 

Eine Schwarmhaltung bei Sperlingspapageien ist immer mit einem Risiko verbunden und jemand, der sich für die Schwarmhaltung entscheidet, sollte mit diesem Fall rechnen und genügend Platz haben, um das dominante Paar temporär in einem separaten Käfig unterzubringen. 

Zutraulichkeit

Sperlingspapageien sind zwar gegenüber anderen Vögeln recht dominant, bei Menschen sind sie am Anfang aber eher scheu und misstrauisch, werden aber recht bald sehr frech. Ob Sperlingspapageien allerdings handzahm werden, hängt vom individuellen Charakter ab und nicht von der Anzahl der Tiere, die zusammen gehalten werden. Wellensittiche sind zwar nicht so scheu und misstrauisch gegenüber Menschen, aber auch bei ihnen hängt es vom individuellen Charakter ab, ob und wie schnell sie sich in Menschennähe trauen.

Sowohl Sperlingspapageien als auch Wellensittiche (und auch alle anderen Papageien und Sittiche) dürfen niemals einzeln gehalten werden, da sie ansonsten verkümmern und Verhaltensstörungen entwickeln.

Sperlingspapageien werden mit etwas Geduld auch zutraulich

Lautstärke und Sprachbegabung

Während Wellensittiche permanent leise zwitschern und ab und zu mal einen etwas lauteren Pieps von sich geben, können Sperlingspapageien stundenlang ruhig sein und dann auf einmal anfangen, Schreie von sich zu geben. Sehr beliebt ist auch das Begrüßen des Tages nach dem Aufwachen und eine Schreiphase vor dem Schlafengehen. 

Sperlingspapageienlaute sind zwar gut hörbar, aber trotzdem nicht ganz so laut wie beispielsweise die Laute von Agaporniden. Interessanterweise hören sich Sperlingspapageienlaute für Nachbarn ähnlich an wie Vogelgezwitscher von draußen. Wir haben jedenfalls noch nie wegen unserer Sperlingspapageien Ärger von Nachbarn bekommen – im Gegenteil, die waren bei unseren Umzügen eher immer sehr überrascht, dass wir überhaupt Vögel haben.

Beide Vogelarten sind mäßig sprachbegabt. Sehr talentierte Tiere können mit viel Übung ein paar einfache Wörter lernen. Sperlingspapageien haben sehr viel Spaß beim Nachahmen von Lachgeräuschen. Ein Wellensittich meiner Schwiegereltern hat es dagegen geschafft, die Tastentöne eines Telefons perfekt zu imitieren.

Ernährung

Sowohl Sperlingspapageien als auch Wellensittiche sind Körnerfresser. Die Körnermischungen sollten auf jeden Fall viele Grassamen enthalten, da diese sowohl bei Sperlingspapageien als auch bei Wellensittichen die Nahrungsgrundlage bilden. Das Verhältnis von kohlenhydratreichen und ölreichen Saaten ist ebenfalls ähnlich, allerdings ist der Anteil an kleinen Hirsekörnchen im Sperlingspapageienfutter nicht ganz so groß wie im Wellensittichfutter. Stattdessen sind im Sperlingspapageienfutter noch etwas größere kohlenhydratreiche Saaten wie zum Beispiel Milo und Buchweizen zu finden.

Für eine ausgewogene Ernährung sollte das Körnerfutter bei beiden Arten mit Gemüse, ein wenig Obst, Grünfutter sowie Grit, Mineralsteinen und Sepiaschalen ergänzt werden.

Haltung

Bei der Größe und Beschaffenheit des Käfigs bzw. der Voliere sowie der Einrichtung gibt es keine großen Unterschiede bei einem Sperlingspapageien- oder Wellensittichpärchen.

Einen Unterschied gibt es jedoch bei der Außenhaltung. Sperlingspapageien sind nicht winterhart und müssen bei unter 15 °C entweder ins Haus geholt werden oder Zugang zu einem beheizten Schutzhaus mit mindestens 15 °C haben. Wellensittiche vertragen dagegen bei entsprechender Gewöhnung auch Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ein Schutzhaus ist ebenfalls notwendig, allerdings reichen bei Wellensittichen ca. 5 °C, damit das Trinkwasser nicht gefriert.

Fazit: Die Qual der Wahl

Sowohl Sperlingspapageien als auch Wellensittiche sind für die Haltung in Mietwohnungen geeignet, da sie zu den leiseren Papageienarten gehören. Während Wellensittiche ständig leise zwitschern, was auch nerven kann, können Sperlingspapageien über einen längeren Zeitraum ruhig sein. 

Bei der Anschaffung von Sperlingspapageien als Heimtiere sollte man berücksichtigen, dass sie nicht so verbreitet sind wie Wellensittiche. Während man beispielsweise Wellensittichfutter in jeder Zoohandlung findet, muss man Sperlingspapageienfutter meist online bestellen. Auch sollte man im Hinterkopf behalten, dass es im Falle eines Todes wesentlich aufwändiger ist, einen neuen Partner für einen Sperlingspapagei zu finden als für einen Wellensittich.

Möchte man einen ganzen Schwarm halten, dann sollte man sich für Wellensittiche entscheiden, da es bei diesen viel seltener zu Streitereien kommt und sich eine tolle Schwarmdynamik entwickeln kann.


Dieser Artikel erschien ebenfalls im Wellensittich & Papageien Magazin (Ausgabe 5-2021 September & Oktober)

Wellensittich & Papageien Magazin, Ausgabe 5-2021 September & Oktober

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